So wird ganz Israel gerettet (Römer 11) – Teil 2
Zusammenfassung
In Römer 9 und 10 zeigt Paulus, dass die Verheissungen an Abraham nur für die Kinder Gottes gelten und nur der gläubige Überrest Israels gerettet wird.
Römer 11,25-27 25 Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr nicht euch selbst für klug haltet: dass Israel zum Teil Verhärtung widerfahren ist, bis die Vollzahl der Nationen eingegangen ist;
26 und so wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: „Aus Zion wird der Erretter kommen, er wird ‹die› Gottlosigkeiten von Jakob abwenden;
27 und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde.“
Gemäss Vorentrückungslehre / Dispensationalismus wird bei der Wiederkunft Jesu das ganze Volk Israel als Nation von Gott wieder angenommen. Römer 11 sei die wichtigste Belegstelle im Neuen Testament für die endzeitliche Wiederherstellung Israels als Volk und Nation, denn dort heisst es, dass ganz Israel wird errettet werden.
Antwort
Bitte lesen Sie Römer 9-11! Diese drei Kapitel beschäftigen sich mit der Zukunft Israels.
Mit ganz Israel ist ziemlich sicher die Menge aller echt gläubigen Israeliten von Abraham bis zur Wiederkunft oder seit Pfingsten bis zur Wiederkunft Jesu gemeint.
Es gibt viele Gründe warum mit "ganz Israel" nicht die letzte Generation von Israel vor der Wiederkunft Jesu gemeint sein kann.
Die Argumente sind auf 3 Menüpunkte verteilt:
- Teil 1: Argumente aus dem Neuen Testament (ohne Römer 9-11)
- Teil 2: Argumente aus Römer 9 und 10
- Teil 3: Argumente aus Römer 11 (pendent)
Nachfolgend geht es um Teil 2, Argumente aus Römer 9 und 10:
Der Schmerz und die Liebe des Apostels Paulus für Israel
Römer 9-11, die entscheidende Passage über die Zukunft Israels beginnt damit, dass Paulus seinen tiefen Schmerz ausdrückt, darüber dass seine israelitischen Verwandten verloren sind, obwohl sie grosse Vorrechte haben:
Röm 9,1-5 1 Ich sage ‹die› Wahrheit in Christus, ich lüge nicht, indem mein Gewissen mit mir Zeugnis gibt in ‹dem› Heiligen Geist,
2 dass ich große Traurigkeit habe und unaufhörlichen Schmerz in meinem Herzen.
3 Denn ich selbst, ich habe gewünscht, durch einen Fluch von dem Christus entfernt zu sein für meine Brüder, meine Verwandten nach ‹dem› Fleisch,
4 die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen;
5 deren die Väter sind und aus denen, ‹dem› Fleisch nach, der Christus ist, der über allem ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen.
Bemerkung: Dieser Kapitelanfang passt sehr gut zu dem Anfang von Kapitel 10, wo Paulus erneut seine innere Not kund tut, dass sein Volk nicht gerettet ist:
Röm 10,1-4 1 Brüder! Das Wohlgefallen meines Herzens und mein Flehen für sie zu Gott ist, dass sie errettet werden.
Die Verheissungen gelten nur dem gläubigen Israel
Röm 9,6-8 6 Nicht aber, dass das Wort Gottes hinfällig geworden wäre; denn nicht alle, die aus Israel sind, diese sind Israel,
7 auch nicht, weil sie Abrahams Nachkommen sind, sind alle Kinder, sondern „in Isaak wird dir eine Nachkommenschaft genannt werden.“
8 Das ist: Nicht die Kinder des Fleisches, diese sind Kinder Gottes, sondern die Kinder der Verheißung werden als Nachkommen gerechnet.
Nachdem Paulus seinen Schmerz ausgedrückt hat (Verse 1-5), erklärt er, dass die Verheissungen nur für den gläubigen Teil Israels gelten, also für die Kinder Gottes. Nur sie sind die Empfänger der Verheissungen.
Vgl.
Galater 4,28 Ihr aber, Brüder, seid wie Isaak Kinder ‹der› Verheißung.
Wiederherstellungsprophetie aus dem Alten Testament wird auf die Heiden heute angewendet – und nicht auf ein zukünftiges Israel
Röm 9,23-26 23 und damit er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an ‹den› Gefäßen ‹der› Begnadigung, die er zuvor zur Herrlichkeit bereitet hat –
24 uns, die er auch berufen hat, nicht allein aus ‹den› Juden, sondern auch aus ‹den› Nationen.
25 Wie er auch in Hosea sagt: „Ich werde Nicht-mein-Volk mein Volk nennen und die Nicht-Geliebte Geliebte.“
26 „Und es wird geschehen, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt wurde: Ihr seid nicht mein Volk, dort werden sie Söhne ‹des› lebendigen Gottes genannt werden.“
In Hosea tadelt Gott das Israel seiner Zeit wegen seiner Untreue und seiem Götzendienst und bezeichnet es in Hosea 1,9 als "nicht mein Volk". Dennoch verkündigt Hosea auch Hoffnung für Israel in Hosea 2,1 und 2,25. Diese beiden Verse zitiert Paulus hier in Röm 9,25-26.
Aber gerade hier in den drei Kapiteln Römer 9-11, wo es um die Zukunft Israels geht, wendet Paulus diese Verse nicht auf eine zukünftige Wiederherstellung Israels an – sondern auf die Bekehrung von Heiden (und – je nach Ausleger – auch auf Juden) in dem jetzigen Zeitalter.
Auch Petrus zitiert dieselben beiden Verse von Hosea (2,1 und 2,25) - in 1.Petr 2,10 - und wendet diese ebenfalls nicht auf eine zukünftige Wiederherstellung von ganz Israel an, sondern auf die Gemeinde heute.
Nur der Überrest wird gerettet werden, nicht ganz Israel
Dann zitiert Paulus aus Jesaja 10,22-23:
Röm 9,27-28 27 Jesaja aber ruft über Israel:„Wäre die Zahl der Söhne Israels wie der Sand des Meeres, ‹nur› der Überrest wird errettet werden.
28 Denn indem er ‹die› Sache vollendet und abkürzt, wird ‹der› Herr auf der Erde handeln.“
Schlachter 2000 übersetzt so:
Röm 9,27-28 27 Jesaja aber ruft über Israel aus: "Wenn die Zahl der Kinder Israels wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur der Überrest gerettet werden;
28 denn eine abschließende und beschleunigte Abrechnung in Gerechtigkeit wird der Herr durchführen, ja, eine summarische Abrechnung über das Land!"
----> Das tönt nicht nach einer endzeitlichen Erweckung oder Wiederherstellung.
Israel hat sich gestossen am Stein des Anstosses
Röm 9,30-33 30 Was sollen wir nun sagen? Dass ‹die von den› Nationen, die nicht nach Gerechtigkeit strebten, Gerechtigkeit erlangt haben, eine Gerechtigkeit aber, die aus Glauben ist;
31 Israel aber, einem Gesetz ‹der› Gerechtigkeit nachstrebend, nicht zu ‹diesem› Gesetz gelangt ist.
32 Warum? Weil ‹es› nicht aus Glauben, sondern als aus Werken ‹geschah›. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes,
33 wie geschrieben steht: „Siehe, ich lege in Zion einen Stein ‹des› Anstoßes und einen Felsen ‹des› Ärgernisses, und wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“
Flehen des Apostels Paulus für die Errettung Israels
Röm 10,1-4 1 Brüder! Das Wohlgefallen meines Herzens und mein Flehen für sie zu Gott ist, dass sie errettet werden.
2 Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht nach Erkenntnis.
3 Denn da sie die Gerechtigkeit Gottes nicht erkannten und ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten suchten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.
4 Denn Christus ist ‹das› Ende ‹des› Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.
Kein Unterschied zwischen Juden und Heiden
Röm 10,11-13 11 Denn die Schrift sagt:„Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.“
12 Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn derselbe Herr von allen ist reich für alle, die ihn anrufen;
13 „denn jeder, der irgend den Namen ‹des› Herrn anruft, wird errettet werden.“
Diese Verse zeigen, dass es keinen separaten Heilsweg für Israel gibt – sondern nur durch Glauben an den Herrn Jesus Christus wird man vor der Verdammnis errettet.
Den ganzen Tag die Hände ausgestreckt
Röm 10,19-21 19 Aber ich sage: Hat Israel es etwa nicht erkannt? Zuerst spricht Mose: „Ich will euch zur Eifersucht reizen über ein Nicht-Volk, über eine unverständige Nation will ich euch erbittern.“
20 Jesaja aber erkühnt sich und spricht: „Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht suchten, ich bin offenbar geworden denen, die nicht nach mir fragten.“
21 Von Israel aber sagt er: „Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt zu einem ungehorsamen und widersprechenden Volk.“
Fazit:
Nichts in Römer 9-10 deutet auf eine nationale Bekehrung oder Wiederherstellung von ganz Israel hin.
Weitere Argumente folgen später:
- Teil 3: Argumente aus Römer 11 (pendent)