Wiederaufbau des Tempels?
Zusammenfassung
Der Herr sagte nie, der Tempel in Jerusalem werde wieder aufgebaut, sondern er werde wüst gelassen. Auch Daniel sagt, es gibt Verwüstung bis ans Ende.
Gemäss Vorentrückungslehre wird es auf dem Tempelberg in Jerusalem einen zukünftigen dritten Tempel geben, weil dies an mehreren Stellen in der Bibel vorausgesagt wird. Dieser Tempel wird von Gott anerkannt sein.
Antwort
Der Herr Jesus sagte nie, dass der Tempel in Jerusalem wieder aufgebaut würde, vielmehr sagte er das Gegenteil, nämlich dass der Tempel wüst gelassen, bzw. zerstört würde:
Mat 23,36-39 36 Wahrlich, ich sage euch, dies alles wird über dieses Geschlecht kommen.
37 Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!
38 Siehe, euer Haus wird euch wüst gelassen;
39 denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: „Gepriesen ‹sei›, der da kommt im Namen ‹des› Herrn!“
Mat 24,1-2 1 Und Jesus trat hinaus und ging von dem Tempel weg; und seine Jünger traten herzu, um ihm die Gebäude des Tempels zu zeigen.
2 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Hier wird nicht ein Stein auf dem anderen gelassen werden, der nicht abgebrochen werden wird.
(Mat 23,38 Bibeltext teilweise an Luther angepasst: "wüst gelassen" statt "öde gelassen")
(Siehe auch Parallelstelle Luk 13,35).
In Vers 37 und 38 sagt der Herr, dass er Israel zu sich hin sammeln wollte, aber sie wollten nicht; sie lehnten den Messias, Jesus Christus, ab. Deshalb werde ihr Haus, der Tempel, wüst zurückgelassen, d.h. zerstört werden – so sagte es der Herr voraus.
Das erfüllte sich buchstäblich im Jahr 70 n. Chr. in dramatischer Weise, als die Römer unter Titus Jerusalem und den zweiten Tempel zerstörten, und vom Tempel nicht ein Stein auf dem anderen blieb.
Vers 39 redet von dem zweiten Kommen des Herrn, seiner sichtbaren Wiederkunft (auch gemäss Vorentrückungslehre).
Der Vers 39 ist mit dem Vers 38 durch das Wort „denn“ verknüpft: Es ist daher naheliegend, dass der Tempel bis zur Wiederkunft des Herrn verwüstet bleibt und somit vor der Wiederkunft Jesu nicht aufgebaut wird.
Wenn die Behauptung, der Tempel werde vor der Wiederkunft wieder aufgebaut, stimmen würde, dann muss man sich fragen: Warum redet der Herr an dieser entscheidenden Stelle nur von Tempelzerstörung und von seiner Wiederkunft, aber nichts von einem Wieder-Aufbau des Tempels?
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Auch der Prophet Daniel hat diese Zerstörung verkündet, und zwar schon etwa 600 Jahre vor dem eintreffen der Prophezeiung:
Dan 9,26 Und nach den 62 Wochen wird ‹der› Messias [oder: ein Gesalbter] ausgerottet werden und nichts haben. Und das Volk ‹des› kommenden Fürsten wird die Stadt und das Heiligtum zerstören, und das Ende davon wird durch die überströmende Flut sein; und bis ans Ende: Krieg, Festbeschlossenes von Verwüstungen.
Daniel sagt einerseits klar, dass bis ans Ende Festbeschlossenes von Verwüstungen sein werden. Andererseits sagt er nirgends, dass vor dem Ende der Tempel wieder aufgerichtet wird.
Der Zeitpunkt des Endes wird in Dan 12 definiert:
Dan 12,13 Du aber geh hin bis zum Ende; und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Los am Ende der Tage.
Auch in der Endzeitrede des Herrn ist klar definiert, wann das Ende kommt:
Mat 24,13-14 13 Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird errettet werden.
14 Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.
----> Das Ende ist die sichtbare Wiederkunft Jesu. Folglich wird kein Tempel vor der Wiederkunft Jesu aufgebaut.
Bestrebungen zum Wiederaufbau
In Israel sind weit fortgeschrittene Vorbereitungen im Gang, um den dritten Tempel möglichst bald aufzurichten und den Tempeldienst wieder aufzunehmen. Dies ist allerdings umstritten, denn viele in Israel meinen, dass erst der Messias, wenn er wiederkommt, den Tempel bauen wird.
Man will den Tempel wieder an der gleichen Stelle auf dem Tempelberg in Jerusalem aufrichten, wo einst der erste Tempel stand, welcher von König Salomo erbaut wurde. An derselben Stelle stand auch der zweite Tempel, der unter Serubbabel erbaut wurde. Aber heute steht an genau diesem Ort der islamische Felsendom (die Omar Moschee) mit der goldenen Kuppel.
Doch selbst wenn es gelingen sollte, einen dritten Tempel vor der Wiederkunft Jesu auf dem Tempelberg aufzurichten, was nicht ganz auszuschliessen ist, so wäre es doch nur ein eigenwilliges Werk von Menschen. Die meisten Juden sind heute weit davon entfernt, ihrem gekreuzigten, auferstandenen und wiederkommenden Messias zuzurufen:
„Gepriesen ‹sei›, der da kommt im Namen ‹des› Herrn!“