Den Herrn erwarten = Entrückung jederzeit?
Zusammenfassung
Gemäss 2.Petr 3,13 erwartet jeder Christ einen neuen Himmel und eine neue Erde, doch niemand würde behaupten, dass diese jederzeit kommen können.
1.Thess 1:9-10 9 Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um ‹dem› lebendigen und wahren Gott zu dienen
10 und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat– Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.
Gemäss Vorentrückungslehre zeigt die Tatsache, dass die Thessalonicher den Herrn erwarteten, dass die Entrückung jeden Augenblick erfolgen kann, seit der Zeit der Apostel bis heute. Und kein prophetisch angekündigtes Ereignis muss zwingend vorher geschehen.
Antwort:
Etwas zu erwarten bedeutet nicht, dass das Erwartete jeden Augenblick eintreffen kann, noch bedeutet es, dass nichts vorher geschehen müsse. Folgende Beispiele belegen das:
Erwartung der Befreiung der Schöpfung von der Vergänglichkeit
Röm 8,19-21 19 Denn das sehnliche Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes.
20 Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen worden nicht freiwillig, sondern dessentwegen, der ‹sie› unterworfen hat, auf Hoffnung,
21 dass auch die Schöpfung selbst freigemacht werden wird von der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes.
Bemerkung: Das hier in Röm 8,19 verwendete griechische Wort für "warten" wird in 1.Kor 1,7 und Phil 3,20 und Hebr 9,28 mit "erwarten" übersetzt, wobei es dort immer um das Erwarten des Herrn geht.
Erwartung der Erscheinung und Offenbarung des Herrn Jesus Christus
1.Kor 1,4-8 4 Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus,
5 dass ihr in ihm in allem reich gemacht worden seid, in allem Wort und aller Erkenntnis,
6 wie das Zeugnis des Christus unter euch befestigt worden ist,
7 so dass ihr an keiner Gnadengabe Mangel habt, indem ihr die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus erwartet,
8 der euch auch befestigen wird bis ans Ende, ‹dass ihr› untadelig ‹seid› an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.
Tit 2,11-15 11 Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,
12 und unterweist uns, damit wir, die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnend, besonnen und gerecht und gottselig leben in dem jetzigen Zeitlauf,
13 indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus,
14 der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, ‹das› eifrig ‹sei› in guten Werken.
15 Dies rede und ermahne und überführe mit allem Nachdruck. Lass niemand dich verachten!
Erwartung von neuem Himmel und neuer Erde
2.Petr 3,10-14 10 Es wird aber ‹der› Tag ‹des› Herrn kommen wie ein Dieb, an dem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, ‹die› Elemente aber im Brand werden aufgelöst und ‹die› Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden.
11 Da nun dies alles aufgelöst wird, welche solltet ihr ‹dann› sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit!
12 indem ihr erwartet und beschleunigt [oder: entgegeneilt (Schlachter 2000), oder: erstrebt (Luther 1984)] die Ankunft des Tages Gottes, dessentwegen ‹die› Himmel, in Feuer geraten, werden aufgelöst und ‹die› Elemente im Brand zerschmelzen werden.
13 Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt.
14 Deshalb, Geliebte, da ihr dies erwartet, ‹so› befleißigt euch, ohne Flecken und untadelig von ihm befunden zu werden in Frieden.
----> Alle diese Ereignisse können nicht jederzeit eintreten, sondern erst nach der grossen Drangsal (auch gemäss klassischer Vorentrückungslehre). Und trotzdem erwarten wir diese Ereignisse.
Weitere Beispiele
Heb 11,9-10 9 Durch Glauben hielt er sich in ‹dem› Land der Verheißung auf wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung;
10 denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.
----> Hatte Abraham erwartet, dass die Stadt jederzeit kommen könne?
Jak 5,7-8 7 Habt nun Geduld, Brüder, bis zur Ankunft des Herrn. Siehe, der Ackerbauer wartet auf die köstliche Frucht der Erde und hat Geduld ihretwegen, bis sie ‹den› Früh - und ‹den› Spätregen empfängt.
8 Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe gekommen.
----> Der Ackerbauer wartet mehrere Monate auf die Frucht, aber er erwartet nicht, dass die köstliche Frucht schon gleich nach der Aussaat reif ist. Denn zuvor muss zwingend der Früh- und der Spätregen eintreffen.
Fazit
Etwas zu erwarten, bedeutet nicht:
- dass das Erwartete jeden Augenblick eintreffen kann oder
- dass nichts vorher geschehen müsse.
----> Somit ist 1.Thess 1,10 kein Argument für die Vorentrückungslehre.